1)
Das leisten Österreichs Landwirte
2) 10 Liter Milch für ein "kleines Mineralwasser"
3) Bauernsterben
4) Wer bekommt EU Agrarförderung
5) Der brutale Preisverfall in der Landwirtschaft
6) Weizen als Energie wertvoller
7) Die Macht der Wirtschaft
8) Keine Essensreste mehr für Schweine
9) Polen lehnt Gentech-Pflanzen ab
10) Kuba als Bioweltmeister
1)
Das leisten Österreichs Landwirte
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Welche Möglichkeiten hätten die Bauern, wenn Sie sich um eine wirkliche Interessenvertretung kümmern täten. Siehe nächsten Artikel.
2)
10 Liter Milch für ein "kleines Mineralwasser"
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Niederösterreichs Bauernbund zelebrierte seinen jährlichen Ball. Während tausende Bauern um ihre Existenz kämpfen, zehntausende bereits das Handtuch werfen mussten, feiert jener Bauernbund sein 100-Jähriges Bestehen, dem die Bauern dies zu danken haben. Denn laut wiederholter Aussagen des Bauernbundes vertritt ja nur "ER" die Bauern, beeinflusst nur "ER" die Agrarpolitik. Unbestritten ist, dass dereinst ein Liter Milch dasselbe kostete, wie ein Liter Bier. Auf diesem Jubelfest" musste man überrascht feststellen, dass der Erlös für 10 Liter Milch kaum ausreichte, um sich dafür ein "kleines" Mineralwasser (= 1/4 Liter) leisten zu können. Was feiert der Bauernbund eigentlich? Dass er überhaupt noch besteht?
3)
Bauernsterben
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Die EU beschleunigt das Bauernsterben in einem enormen Tempo: Alle zwei Minuten geht in der "Gemeinschaft" ein Hof kaputt. Insgesamt werden jedes Jahr 350000 Höfe oder 500000 Arbeitsplätze vernichtet. "Das Bauernsterben ist nur die Vorhut des Arbeitersterbens", sagt der österreichische Agrarexperte Heinrich Wohlmeyer
In Österreich stirbt alle 78 Minuten ein landwirtschaftlicher Betrieb. Seit 1990 musste in Österreich jeder dritte Bauernhof dichtmachen. Durch den EU-Beitritt 1994 wurde das Tempo des Bauernsterbens noch wesentlich verschärft. Vor 15 Jahren gab es noch 281000 Agrarbetriebe. 1999 waren es 218000. Heute sind es nur noch 180000. Mehr als 60% davon werden als Nebenerwerbsbetrieb ohne Zukunftsperspektive geführt.
Das selbe auch in Deutschland. Alleine im Jahr 2004 mussten 15700 bäuerliche Betriebe schließen, Zahlen, die als "größtes Bauernsterben in der Geschichte" bezeichnet wurden. Wenn diese Entwicklung so weitergeht, dann gibt es in Mitteleuropa bald keine Bauern mehr, sondern nur noch Agrarfabriken.
4)Wer
bekommt EU Agrarförderung
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Unter dem Titel "Den Haag nennt Namen der EU-Subventionsempfänger" war am 24. September im Wirtschaftsteil der "Neuen Zürcher Zeitung" zu lesen, dass die Niederlande jährlich 1,26 Milliarden Euro zur Unterstützung des Agrarsektors empfangen. In der Periode 1999 bis 2004 kamen insgesamt 80000 Rechtspersonen in den Genuss der Mittel. Die meisten Gelder flossen in die Molkereibranche. Zwei Drittel der Unterstützung kam hundert grossen Unternehmen zugute. Dabei steht die Kooperative Campina mit 655 Millionen Euro an erster Stelle, gefolgt von Avebe mit 433 Millionen Euro, Friesland Foods mit 394 Millionen Euro und Nestlé Niederlande mit 372 Millionen Euro.
Es sei logisch(!), so heisst es, dass Betriebe, die über grosse Flächen und viele Tiere verfügten, in den Genuss höherer Subventionen kämen. Unter den Subventionsempfängern figurieren auch Bierbrauereien wie Heineken und Bavaria, der Chemiekonzern DSM und der Amsterdamer Flughafen Schipol. Die ehemaligen Agrarunternehmen des Haager Agrarministers Cees Veerman, die er vor seinem Amtsantritt in unabhängige Stiftungen übertragen hat, erhalten ebenfalls Subventionen von jährlich bis zu 185000 Euro.
Die Exportsubventionen, die Lagerhaltung, die Profite der Verarbeitungsindustrie - das treibt die Preise hoch. Die Bauern bekommen doch nur einen Bruchteil des Geldes, das der Verbraucher zahlt.
5)
Der brutale Preisverfall in der Landwirtschaft
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Alle Bauern, Biobauern, ebenso die konventionell wirtschaftenden Landwirte erhalten zuwenig Geld für ihre mühsam erzeugten Produkte. Landwirte erzeugen unsere Lebens-Mittel, unsere Mittel zum Leben - aber wir bezahlen sie nicht fair. Vor 40 Jahren gaben wir noch 40 Prozent unseres Einkommens für Lebensmittel aus, heute noch etwa 10 Prozent. Für unsere Autos ist uns nichts zu teuer. Urlaub, "Events", Partys, Fit&Fun sind den meisten wichtiger als ihre Lebensgrundlagen. Dafür zahlen wir alle einen zu hohen Preis: Naturzerstörung, vergiftetes Wasser, tote Böden, kranke Tiere und Menschen.
Der
Bauer verkaufte 1930 - 4,3l Milch für 1 Maurerstunde 1954 - 9 l (2 fache) 1973 - 44l (10 fache) 1987 - 74l (17 fache) 2001 - 120l (28 fache) 2004 - 135l ( 32 fache) |
Der
Konsument musste für 1 kg Fleisch 1900 - 4 Std. 1929 - 5 3/4 Std. 1948 - 2 Std. 1958 - 142 Min. 1988 - 55 min. 2004 - 21 min. arbeiten |
Um 1920 bekam
man für einen 75 kg Sack Mehl ein Kalb. |
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In
den 70 Jahren zahlte man für 1 Semmel ca. 1 Schilling (=0,07
Euro) - heute ca. 0,28 Euro Hätte sich der Verdienst eines Arbeiters der damals 15.000 Schilling ( 1.000 Euro) verdiente gleich entwickelt, so müsste dieser heute fast 60.000 ÖS (4.300,- Euro) verdienen. |
Sehen Sie, wie nicht nur die Bauern sondern auch die Konsumenten die Verlierer sind ?
6)
Weizen als Energie wertvoller
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Inzwischen ist das Ganze Gebilde an Absurdität meist kaum noch zu übertreffen. Weizen ist inzwischen so billig, dass es als Heizmaterial wertvoller ist als Öl.
So entsprechen im Energiewert 2,45 kg Hackschnitzel einem Liter Heizöl. Schnellrechner kommen zum Ergebnis, dass auf Grundlage des derzeitigen Heizölpreises, der Kubikmeter Hackschnitzel einem Wert von rund 500 öS (= 36,34 Euro) entspricht, der aber jetzt um etwa 220 öS (= 16 Euro) verkauft/gehandelt wird.
Überaus interessant dann die Gegenüberstellung: "Wie wertvoll ist Weizen als Energielieferant im Vergleich zu Heizöl leicht" auf der Basis 2,33 kg Weizen entspricht 1 Liter Heizöl.
Bei
einem:
Heizölpreis
von 4 öS/Liter = 29 Cent ist der Weizen wert 1,74 öS/kg =
13 Cent
Heizölpreis
von 5 öS/Liter = 36 Cent ist der Weizen wert 2,17 öS/kg =
16 Cent
Heizölpreis
von 6 öS/Liter = 44 Cent ist der Weizen wert 2,61 öS/kg =
19 Cent
Heizölpreis
von 7 öS/Liter = 51 Cent ist der Weizen wert 3,04 öS/kg =
22 Cent
Ob wir das verantworten können, dass auf der Erde täglich tausende Menschen verhungern, und wir Weizen verbrennen ?
7)
Die Macht der Wirtschaft
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Die Österreichische Landwirtschaft ist inzwischen ein Spielball der multinationalen Wirtschaft geworden. Allem voran vernichtet die EU mit Ihrem Förderungsprogramm die kleine und naturnahe Landwirtschaft. Denn alle Förderungen und Richtlinien sind auf "Wachse oder weiche" ausgelegt. Wer das neue Förderungsprogramm "Öpul" genau durchleutet, kommt da schon ins staunen. So bekommen wieder diese Betriebe am meisten Geld, welche am intensivsten wirtschaften und die meisten Tiere pro Hektar Grund haben. Gab es (nur als Beispiel) bisher noch Förderungen für den Verzicht auf Fungizide, Wachstumsregulatoren udgl., wurde diese im neuen Programm bis auf wenige Ausnahmen ersatzlos gestrichen. Die multinationalen Konzerne haben natürlich kein Interesse an kleiner naturnaher Landwirtschaft.
Die Macht der Wirtschaft hat sich längst als schneller, kreativer, anpassungsfähiger, erfolgreicher und zahlungskräftiger erwiesen als die der meisten Regierungen.
Es gibt keine gesellschaftliche Instanz, die es mit der Wirtschaft aufnehmen könnte.
8)
Keine Essensreste mehr für Schweine
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Wer
in der EU regiert zeigt nur als Beispiel auch folgende Meldung.
Seit Jahrzehnten, wenn nicht seit Jahrhunderten, fressen Schweine Speisereste,
die der Mensch übriglässt. In der Schweiz sind es derzeit
220 000 Tonnen jährlich, wobei die Hälfte aus Restaurants
stammt.
Nun hat die EU, angeblich wegen «Seuchengefahr» die
Maul- und Klauenseuche wurde genannt , beschlossen, dass diese
sinnvolle Verwertung in Zukunft verboten werden soll. In Deutschland
und Österreich gelten noch Übergangsregelungen, die jedoch
im September dieses Jahres auslaufen. Die Schweiz, obwohl nicht EU-Mitglied,
sieht sich durch die bilateralen Verträge gezwungen, das Futterverbot
zu übernehmen.
In der Schweiz, sicherlich auch in Österreich und Deutschland,
werden die Speisereste bisher unter strengen hygienischen Auflagen verwertet.
In Jahrzehnten ist keine Seuche ausgebrochen, im Gegenteil: Mensch,
Tier, Wirtschaft und Umwelt haben durch die Weiterverwertung der Lebensmittel
profitiert, der natürliche Kreislauf war geschlossen.
Warum also jetzt dieses unsinnige Verbot? Cui bono?
Möglicherweise findet sich die Antwort hier: Wenn die Schweine
keine Essensreste mehr fressen dürfen, müssen eben Futtermittel
importiert werden, am besten genmanipulierter Soja aus Brasilien. Hat
der Gentech-Konzern Syngenta hier vielleicht als guter Berater der EU
gewirkt und geholfen, die «Seuchengefahr» durch die Fütterung
mit Speiseresten zu «entdecken»?
Wo wird die nächste «Gefahr» für die Bevölkerung
entdeckt werden? Monsanto und Syngenta werden sehr darum besorgt sein,
gentechveränderte Pflanzen und Lebensmittel als Lösung für
echte und unechte Probleme anzupreisen.
Die einzige Schwierigkeit dabei ist, dass das Volk sich nicht für
dumm verkaufen lässt und hartnäckig Widerstand leistet.
9)
Polen lehnt Gentech-Pflanzen ab
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Seit 1997 erhalten Firmen, insbesondere US-amerikanische Unternehmen erstmals Patente auf Leben und schaffen einen in der Geschichte des geistigen Eigentums einmaligen Präzedenzfall. So knackten Großkonzerne den genetischen Code der gelben Bohne aus Mexiko, des südostasiatischen Basmatireises oder auch der peruanischen Maca-Pflanze. Die Pflanzen wurden de facto zum Eigentum der Multis. Diese Praxis zerstört die traditionellen lateinamerikanischen oder asiatischen Märkte und zwingt die Kleinbauern, für den Verkauf ihrer Produkte im Ausland Lizenzgebühren zu entrichten.
Aber als positives Beispiel geht Polen einen anderen Weg. Nach dem Verbot von Gentech-Saatgut bläst nun auch den Importeuren von Gentech-Futtermitteln ein scharfer Wind entgegen Bereits im Mai dieses Jahres beschloss das polnische Parlament ein Verbot des Handels mit gentechnisch verändertem Saatgut. Präsident Lech Kaczynski unterzeichnete das Gesetz. Kürzlich erfolgte der nächste Streich. Innerhalb von zwei Jahren sollen Hersteller beziehungsweise Importeure von GV-Futtermitteln deren Unbedenklichkeit für Mensch, Tier und Umwelt beweisen. Andernfalls droht ein Importstopp. Damit geht ein großes europäisches Agrarland auf Konfrontationskurs mit der EU-Kommission.
10)
Kuba als Bioweltmeister
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Der Zusammenbruch der Sowjetunion traf die Zuckerinsel mit voller Wucht: Quasi über Nacht gingen die Erdöl-, Kunstdünger- und Pestizidlieferungen ebenso drastisch zurück wie die Nahrungsmittelimporte, die 60 Prozent des Bedarfs deckten.
Mit einem Schlag stand Kuba 1991 am Rande einer Hungersnot. Um dieser Katastrophe zu entgehen, stellte Fidel Castro die Weichen für einen radikalen Umbau der Landwirtschaft - Lebensmittelselbstversorgung aus biologischem Landbau hieß es ab sofort. Die der Agrochemieindustrie anhängenden Wissenschafter stellten sich in den Dienst der ökologischen Landwirtschaft und konzentrierten ihre Forschung auf diesen Bereich. Die in riesigen Monokulturen geführten Großbetriebe wurden aufgelöst und in kleine Kooperativen geteilt. In den Städten wurde der biologische Anbau in den zahlreichen Kleingärten gefördert.
Master-Studiengang "Biolandbau"
Als kraftvolle Bewegung etablierte sich die 1993 gegründete "Asociacion Cubana de Agricultura Organica" (ACAO), 1999 staatlich anerkannt und in "Grupo de Agricultura Organica" (GAO) umbenannt. Sie setzte sich bei Politikern, Wissenschaftern und Bauern dafür ein, den Weg der biologischen Landwirtschaft beizubehalten. Vorzeige-Bauernhöfe des ökologischen Landbaus wurden geschaffen, im ganzen Land Workshops organisiert. Das Wissen über nachhaltige Nahrungsmittelproduktion wurde über verschiedene Medien, u.a. über ein eigenes Magazin, verbreitet. Darüber hinaus konzipierte die Organisation einen offiziell anerkannten Master-Studiengang an der Landwirtschaftlichen Universität in Havanna, förderte den Aufbau eines Netzwerkes an regionalen Dokumentationszentren und hielt mehrere internationale Konferenzen über den ökologischen Landbau ab.
"Wir haben den Beweis erbracht, dass eine nachhaltige Landwirtschaft möglich ist", erklärt Eduardo Martinez Oliva, einer der Köpfe der inzwischen 250.000 Landwirte zählenden Bio-Bauernbewegung. 15 Jahre nach den Anfängen seien alle Landwirte von den Erfolgen so überzeugt, dass sie keine andere Bewirtschaftung als die biologische mehr haben wollten. Zwar ist Kuba in der Lebensmittelversorgung noch nicht autark, aber der Zustand einer " menschenwürdigen Ernährung" konnte erreicht werden. Martinez Oliva betont die enge Zusammenarbeit zwischen Forschern und Bauern als Erfolgsrezept, bei dem die Gentechnik keine Chance hat: "In diesem Bereich wird es auch in Zukunft weder Forschung noch Anwendung geben", ist er überzeugt.
Zitat:
"An sich interessiert den Handel der
Preis. Der Geschmack, eigentlich, ist kein Kriterium." Hannes
Schulz, Geflügelzüchter
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Quellen:
Artikel
6: Zeit-Fragen Nr.28 vom 11.7.2005, letzte Änderung am 11.7.2005
http://www.zeit-fragen.ch/ARCHIV/ZF_134a/T04.HTM
Zeitfragen Nr. 25 vom 20.6.2006 www.zeit-fragen.ch
+ 03.05.2006 + http://www.telepolis.de/r4/artikel/23/23298/1.html
Unabhängige Bauernzeitung
Zeitung: Der fortschrittliche Landwirt
Sonnenzeitung 3+4/05
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