Ist der Bauernstand der Vernichtung preisgegeben ? Warum fließt die Hälfte der EU-Budget in die Landwirtschaft ? Sind die Bauern Millionen-Abzocker die immer mehr wollen ? Kann nicht eine Lebensmittelindustrie, die moderne (Gen)Technologien einsetzt, genauso für die Versorgung mit Nahrungsmittel sorgen ? Sind die bäuerlichen Familienbetriebe überholt und wir brauchen Agrarfabriken ?
Vorweg eines. Es soll mit diesem Schreiben nicht seniert werden wie schlecht es uns geht, oder wie ausweglos das Ganze ist, sondern es soll jeder angeregt werden, sich seine eigenen Gedanken dazu zu machen. Denn jede Veränderung beginnt zuerst im Kopf. Wir wollen über Fakten informieren, die oftmals verschwiegen werden. Nicht pessimistisch, sondern realistisch müssen diese Dinge gesehen werden. Denn nur wer die Probleme kennt, der kann sie beseitigen.
FL - Oktober 2000
Die
Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe sinkt rasant.
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Gleichzeitig verändert sich die Struktur der Höfe. Gab es z.B in Deutschland 1960 noch mehr als 1,2 Millionen Höfe unter 20 ha, waren es 1995 nur noch 332.100. Ihre Anzahl nahm um 75 % ab. Immer mehr Agrarfabriken mit noch mehr Tieren entstehen.
Die Zahlen belegen die immer schneller werdende Vernichtung eines Standes, nämlich des Bauernstandes. Was übrig bleibt sind Agrarfabriken, die mit Bauer nichts mehr zu tun haben, wo Mensch und tierverachtende Zustände herrschen in denen das Tier nur mehr ein Produktionsmittel ist.
Z.B. haben nur 1,8% aller Legehennenhalter, 90 % des gesamten Legehennenbestandes (D). 3% aller Schweinemäster mästen 33% aller Schweine. 6% der Getreidebauern haben 50 % der Fläche und produzieren 60 % der Ernte usw. und so fort.
Wo mit Massentierhaltung, Monokulturen und gewaltigem Einsatz von Chemie Nahrung erzeugt wird, die nicht mehr gesund sein kann. Die Probleme die dieser Raubbau an der Natur mit sich bringt sind ja bekannt.
Kein vernünftig denkender Mensch kann das nachvollziehen, was da an Verordnungen vor allem auf dem Agrarsektor erlassen wird. Im Osten ist die zentralistische Kommandowirtschaft der Kommunisten Gott sei Dank zusammengebrochen, und in Brüssel wird sie wieder aufgebaut.
Wo
führt diese Entwicklung hin ??
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Die Produktivitätssteigerung in der Landwirtschaft betrug seit 1950 pro Hektar plus 100% und pro Arbeitskraft plus 800%. Diese enormen Produktivitätssteigerung ergeben außer den Problemen für Mensch, Tier und Umwelt auch viele Überschußprobleme. Die Überschüsse werden eingelagert, oder durch wiedersinnige Stützungen auf sogenanntes Weltmarktpreisniveau gesenkt, dann in irgendwelche fernen Länder exportiert, und ruinieren auch noch dort den Bauernstand der mit diesem Preis nicht mithalten kann.
Welche Auswüchse das ganze System bringt, zeigt sich z.B. in der Herodes Prämie, wo noch immer Gelder bezahlt werden, für die Schlachtung von nur ein paar Tage alten Kälbern, die dann zu Tiermehl verarbeitet werden und wieder den Tieren verfüttert werden. Das eine solch perverse Vorgehensweise (z.B auch das verarbeiten von Klärschlamm zu Kraftfutter) dann in Folge zu den verschiedensten Problemen wie BSE oder Dioxin führt ist wohl nur allzu logisch.
Die
vielen Milliarden die der Bauer bekommt.
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Die Öffentlichkeit erfährt nämlich immer nur den selben dummen
Spruch, daß die Bauern Milliarden kosten, daß die Hälfte
des EU-Haushalts für die Landwirtschaft drauf geht, und daß man
nicht mehr bezahlen kann.
Die Wahrheit stellt sich ganz anders dar. Denn nicht der Bauer sackt die Milliarden
ein sondern die verarbeitende Industrie. Die profitiert von Festpreisen,
von den Mechanismen der Einlagerung überschüssiger Ware, dem Herunterschleusen
der Lebensmittelpreise auf sogenanntes Weltmarktniveau, usw. Hier
werden auch die Millionen Betrügereien begangen, den im Dschungel der EU-Subventionen
kennt sich kaum noch jemand aus.
Die vielen Milliarden die an die Bauern gehen werden so oft wiederholt und
jeder Politiker und Funktionär rechnet den Bauern vor, wie teuer sie sind,
und daß sie eigentlich froh sein müßten, daß nicht mehr gekürzt wurde.
Genau diese Funktionäre lassen es seit Jahrzehnten zu, daß die Öffentlichkeit
glaubt, die Bauern
leben wie die Maden im Speck und wollen
noch immer mehr Subventionen. Leider fragt sich niemand, wenn es den Bauern
so gut geht, warum geben dann immer mehr auf ?
Wie schon gesagt kommt nur ein Bruchteil des für landwirtschaftliche Zwecke
deklarierten Förderungen tatsächlich zu den Höfen, aber auch bei diesem
kleinen Teil bekommen wieder die Großen (Fabriken) das weitaus größte Stück
von Kuchen. Wachse oder Weiche heißt das Motto.
5 Mitgliedstaaten
(D,E,F,I,GB) 90% aller EU-Flächenbeihilfen.
Das die Englische Königin die größte Subventionsempfängerin ist, dürfte ja
bekannt sein. Auch in Deutschland bekommt zum Beispiel ein einziger Betreib
mit fast 9000 ha 45 Mio. Schilling
an Förderung. Auch haben nur wenige
Prozent der Halter die meisten Tiere, und bekommen natürlich auch die meiste
Förderung. Von unnatürlichen und
Tierquälerischen Haltungsweisen ganz zu Schweigen, bei Hunderten oder Tausenden
Tieren pro Stall, wo eine "Produktion" nur mit massiven Einsatz
von Medikamenten möglich ist.
Aber die wirklichen Gewinner sind die verarbeitende
Industrie und Handel, und Bereiche, wo man glaubt, daß dies mit Landwirtschaft
nichts zu tun hat. Aber es fällt alles ins Landwirtschaftbudget.
Zuckerexportstützung 16,3 Mrd. ÖS
/ Rindfleischexportstützung: 19,2
Mrd. ÖS
Getreideexportstützung: 4,4 Mrd. ÖS
/ Kartoffelstärkeproduktion 2,2
Mrd. ÖS
Tomatenproduktion 4,4 Mrd. ÖS / Magermilchverwertung
8,2 Mrd. ÖS / Zucker für Chemie 960 Mio. ÖS
Ölivenöl Konservierungsstützung: 360 Mio. ÖS
Ananaskonservenproduktionsstützung: 96 Mio. ÖS . (Ananaskonservenproduktion gibt es nur 1 Unternehmen in einer Französischen
Kolonie, wo bei einer Prüfung festgestellt wurde, daß der Gewinn dieses
Unternehmens ca. gleich hoch war als die Förderung der EU.)
-Tabakproduktionsstützung: 12,2 Mrd. ÖS / Seidenraupen und Seidenraupeneierproduktionsstützung:12
Mio. ÖS
-Exporterstattung für in Form von bestimmten alkoholischen
Getränken ausgeführtes Getreide: 240 Mio. ÖS
-Maßnahmen zur Förderung der audiovisuellen Produktionsindustrie:
600 Mio. ÖS
Wie sie in der vorgehenden Aufstellung sehen, betreffen diese großen Förderungen
alle die Industrie und nicht den Bauern. Und betrachten Sie noch einmal,
was den da gestützt wird: Seidenraupenproduktion, Exporterstattung in Form
von ..... , Ananaskonservenproduktion, usw..
Zum Abschluß der Daten ist noch interessant, wie
Ausgabeposten in der EU verteilt sind, nämlich über 97 % des gesamten Budget
verwalten die nicht gewählten, und wie man gesehen hat, nicht zur Rechenschaft
ziehbaren Kommissare, der Rest ist aufgeteilt auf Rat, Parlament, Gerichtshof und Rechnungshof.
Das demokratisch gewählte EU-Parlament mit ihren 700 Mandataren
verwaltet nur ca. 1 % des EU-Budget.
Und
die Macht der Industrie schreitet voran.
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Der
Handlungsspielraum der Regierungen wird nach und nach an eine internationale
Wirtschaft abgetreten, die nur ein Ziel kennt: Globale Mehrung von Kapital
und Macht. Die so entstandenen und international verflochtenen Kapitalgesellschaften,
an ihrer Spitze die Pharma und Petrochemie, benutzen Gebilde wie die EU,
für Ihre Zwecke.
Allein in Brüssel sind 10.000 Lobbyisten aktiv, das heißt Leute die von Ihren
Unternehmen dorthin entsandt werden, dort auch Ihre Büros haben, und nur
den einzigen Zweck dienen, die Entscheidungen die dort getroffen werden,
zu Gunsten Ihres Unternehmens oder Wirtschaftszweiges zu beeinflussen.
Die Entscheidungsfindung von den Kommissaren und den rund 700 EU-Parlamentariern
wird natürlich von diesen 10.000 Lobbyisten massiv gesteuert, sonst würden
sie nicht in solcher Zahl von der Wirtschaft auch noch gut bezahlt werden.
Gleichzeitig ist man dabei, das Netz der weltweiten Kapitalströme auszubauen,
und lästige nationale Verordnungen auszuschalten, die auf Grund von Umwelt
und gewachsenen Strukturen entstanden sind.
Dieses Bestreben hat den Namen MAI (Multinationales Abkommen für Investitionen).
Was in diesem Papier steht, überschreitet so manche Vorstellungen und würde
den Rahmen hier sprengen. Und nicht umsonst sagte der Münchner OB Ude "Es
ist nur eine Frage der Zeit, bis von der Industrie die zehn Gebote als "verhängnisvoll
für den Wirtschaftsstandort Deutschland
bezeichnet werden."
Allein der Einfluß vom "European Roundtable
of Indusrialists" abgekürzt ERT, dem 45 Vorstandsvorsitzende der größten
europäischen Multis angehören, ist schier unglaublich und würde alleine
eine Abhandlung füllen. Dieser Club bereitet Vorschläge bis zum fertig formulierten
Gesetzestext vor, die dann die EU-Kommissare umsetzen.
Eine Europa der Völkerverständigung und politischen Einigkeit kann das Ziel
sein, aber nicht ein Europa der Konzerne wie es momentan ist.
Der
Bauer als Bittsteller und Subventionsempfänger.
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Alle Bauern werden mit Bürokratischen Hürden (z.B. Mehrfachantrag) geradezu überhäuft, wo ein durchblicken so schwierig ist , daß sich die Bauern versammeln müssen, um unter fachlicher Anleitung Anträge ausfüllen zu können. Wird etwas falsch ausgefüllt, oder nicht zum richtigen Zeitpunkt gemeldet, muß man um Stützungen bangen oder sogar Strafe bezahlen.
Letzter Auswuchs, das sogenannte „Terminator Gen“: Bis jetzt verpflichteten Pharmafirmen (Saatgutfirmen),
unter Androhung von gewaltigen Strafen, Bauern vertraglich dazu, die geernteten
Samen nicht wieder für den Anbau zu verwenden, damit jedes Jahr neues Saatgut
gekauft werden muß. Da dies nicht immer funktionierte und die Bauern, gerade
in den USA und in Europa, mit Klagesfluten
eingedeckt werden mußten, wurde eine "Verbesserung" erfunden,
nämlich die Terminatorpflanze, die nur einmal wächst, d.h. der geerntete
Samen geht nicht mehr auf. Man überlege sich diese Perversion genau.
Aber der Weg ist von Brüssel vorgegeben. Das Ziel ist immer mehr immer billiger
zu erzeugen. Bei diesem Wettlauf werden zwangsläufig die Familienbetriebe
auf der Strecke bleiben.
Man braucht sich ja nur anzusehen wie viele Ihre Höfe noch im Vollerwerb führen
können. Die meisten sind gezwungen, anderwärtig einer Arbeit nachzugehen.
Der damit verbundene zusätzliche Zeiteinsatz, der so oft auch auf den Bäuerinnen
lastet, tut das seine dazu.
Hiezu sollte uns auch die jüngste Geschichte an etwas erinnern. Denn es war
Josef Stalin, der wußte, daß er Russland nur in den bolsewistischen Griff
bekommen kann, wenn es ihm gelingt den Bauernstand zu zerschlagen. Deshalb
lies er mit Gewalt Kolchosen und Sowchisen errichten, damit die Wurzeln
von Kultur und Religion der Gesellschaft ausgerissen wurden. Anstelle der
Kleinbetriebe entstanden so wie heute in der EU, riesige Agrarfabriken.
Gibt
es Auswege ?
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Auch die Entwicklung hin zu einer bewussten, gesunden und biologischen Ernährung beinhaltet viele Möglichkeiten und kommt dem Familienbetrieb zu Gute.
Das es natürlich kein allheil Rezept gibt, ist klar. Es muß vor allem eine
flächendeckende Extensivierung stattfinden und eine Zahlung gerechter
Preise für Qualitätsprodukte. Gerechte Preise, die die ökologische Wahrheit
sagen und die Bauern für Ihre Arbeit angemessen entlohnen.
FL
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INITIATIVE
Information - Natur - Gesellschaft - A-4882 Oberwang
Homepage: www.initiative.cc