30.05.2007
- G8 Gipfel momentan in allen Medien. Hier ein sehr interessanter und lesenswerter
Artikel und Kommentar von Michael Winkler
"Kamingespräche"
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Was bezweckt der G8-Gipfel? (30.5.2007)
Ursprünglich haben diese Gipfel als eine Art "Kamingespräche" begonnen, bei denen sich die Oberhäupter der sieben größten Industriestaaten der Welt und Rußlands miteinander ausgesprochen haben. Bei Kamingesprächen der Untertanen geht es um das Befinden der Erbtante Olga oder ob man lieber den 3er mit der stärksten Motorvariante oder doch den 5er, etwas schwächer, aber dafür komfortabler ausgestattet, bevorzugt.
Bei den Mächtigen der Welt geht es um ähnlich banale Themen. Nur eben auf der höheren Etage: Also, welche afrikanische Befreiungsbewegung hat, bei entsprechenden Waffenlieferungen, die größte Aussicht, die Bodenschätze des Landes in westliche Hände zu spielen? Eignet sich für glaubhafte Großmachtpolitik besser ein neuer Flugzeugträger oder sollten es doch lieber vier Raketenfregatten sein?
Es ist schließlich gemütlich, man plauscht auf gleicher Augenhöhe und kann so dem Präsidenten Rußlands in aller Ruhe erklären, daß die vier neuen atomgetriebenen Angriffsträgergruppen der USA eine reine Defensivmaßnahme seien, um die Eisfischer von Alaska vor angriffslustigen Eisbären zu schützen.
Aber diese Idylle war einmal. Heute geht es um knallharte Politik, deshalb werden diese Treffen auch viel umfassender vorbereitet. In Heiligendamm begleitet die sieben Staatsmänner und die eine Hosenanzugträgerin ein Troß von 15.000 Personen. Wozu die acht Hanseln die Personalstärke einer Infanteriedivision benötigen, weiß ich nicht, aber diese Zahl wird genannt.
Der Gipfel kostet uns 100 Millionen Euro... Nein, so sollte ich es nicht formulieren. Den Gipfel zu veranstalten, kostet uns besagte 100 Millionen. Was uns das kosten wird, was diese Veranstaltung beschließt, ist noch völlig offen.
Jedenfalls sind wir Normalbürger vor dieser Veranstaltung sicher. Allein 12.000 Polizisten sorgen dafür, daß der Troß samt Leithammeln sicher in Heiligendamm hinter dem großen Zaun weggesperrt bleibt. Schiffe der Bundesmarine und der US-Navy riegeln alle Fluchtmöglichkeiten zur See ab, außerdem stehen Alarmrotten der Luftwaffe bereit, um selbst Heißluftballone vom Himmel zu holen.
Was
stört die Demonstranten?
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Mich persönlich stört, daß hier für sogenannte Demokraten mehr Aufwand und Pomp betrieben wird, als zu Zeiten der absolutistischen Monarchien. Außerdem finde ich die Schutzmaßnahmen reichlich überflüssig. Wenn CIA, NSA, KGB (bzw. dessen Nachfolger), MI5/6 oder Mossad einen der Herren umlegen möchten (Merkel ist viel zu gehorsam, um gefährdet zu sein), dann ist es viel einfacher, das im eigenen Land geschehen und wie einen Unfall aussehen zu lassen.
Abgesehen von den Radaubrüdern im Geiste eines Joschka Fischer, denen es egal ist wogegen sie randalieren, gibt es noch Demonstranten, die ein ernsthaftes und nachvollziehbares Anliegen haben. In einem demokratischen Staat würde die Regierung sie auch demonstrieren lassen. In einer modernen Demokratie hingegen erlaubt man das Demonstrieren nur wechselseitig. Merkel erlaubt jedem, in Rußland gegen Putin zu demonstrieren, dafür gestattet Putin freizügig, in Paris gegen Sarkozy Flagge zu zeigen, Sarkozy erlaubt Demonstrationen in Washington...
Mit dem G8-Gipfel begegnet uns die geballte Arroganz der Macht. Was sich da versammelt, ist von einer guten Milliarde Menschen mehr oder weniger ordentlich ins Amt gewählt worden. Die Beschlüsse, die in Heiligendamm gefaßt werden, betreffen aber das Schicksal der sechsfachen Anzahl, aller 6,6 Milliarden Menschen auf der Erde.
Die bankrotten, entindustrialisierten USA bestimmen über ihre Vasallen den Gipfel und bevormunden China, die boomende Industrienation, gängeln Indien, in dem ebenfalls mehr Menschen leben, als in allen G8-Staaten zusammen. Für viele andere Nationen, vor allem in Afrika, ist die G8 ein Club der ehemaligen Kolonialherren, in dem die Ausbeutung der Welt mit anderen Mitteln fortgesetzt wird.
Der Kern dieser Veranstaltung geht jedoch noch weit tiefer. Ausgebeutet werden nicht nur irgendwelche "Neger" in Afrika, ausgebeutet werden mindestens 98% der Menschheit. Würde Opel deutschen Aktionären gehören, würde es sich der Opel-Aktionär in Bochum überlegen, auf ein klein wenig Rendite zu verzichten, damit sein Sohn im dortigen Opel-Werk eine Lehrstelle findet und sein Neffe seinen Arbeitsplatz behält. Den General-Motors-Aktionär in New York hingegen kümmert es überhaupt nicht, ob in Bochum die Lichter ausgehen, Hauptsache er streicht sein Geld ein.
G8, das bedeutet Globalisierung, bedeutet die Verlagerung von Arbeitsplätzen in Billiglohnländer, weltweiten Kapitalverkehr und immer anonymere Beteiligungen. G8 bedeutet Heuschrecken, die heute Unternehmen ausweiden und zerteilen, aber morgen Socken verkaufen würden, wenn das mehr Geld einbrächte. G8 bedeutet die Entmenschlichung des Kapitals, die globale Ausbeutung. G8 bedeutet auch vergiftete Flüsse und verpestete Luft in China, Lohnsklaventum am Rande des Existenzminimums für billige Waren, Zwangsarbeit von Strafgefangenen und Kinderarbeit.
G8 steht für Gentechnik, für Pflanzen, die sich nicht vermehren lassen und deren Saatgut die Bauern Jahr für Jahr von großen Konzernen kaufen müssen. G8 sorgt für die Abholzung des Regenwaldes, um kurzfristigen Profit zu erzielen und die Landschaft für Jahrhunderte zu verwüsten. G8 bedingt die Monokultur-Plantagen der Großgrundbesitzer und läßt "unwirtschaftliche" Tier- und Pflanzenarten aussterben.
G8 legt die Spielregeln fest, durch welche die Reichen noch viel reicher werden und die Armen im Elend ohne jegliche Perspektive vegetieren müssen.
Was
wird offiziell auf dem G8-Gipfel ausgehandelt?
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Natürlich geht es um den Welthandel. Es geht immer um den Welthandel, denn wie sollen sonst die "reichen Nationen" noch reicher werden? Jedoch werden nicht die Nationen reicher, sondern nur die Auserwählten in den jeweiligen Nationen. Der einfache Bürger profitiert von der Globalisierung, indem er einige Waren zum halben Preis bekommt, den er sonst bezahlen müßte. Aber wenn sich sein Einkommen dank dieser tollen Globalisierung halbiert, nützt ihm das wenig, denn andere Waren behalten ihren Preis.
Gerade in Deutschland überwiegen die Globalisierungsopfer, denn seit Anbruch der Globalisierung haben zwar die Manager prächtig verdient, bei der arbeitenden Bevölkerung hingegen sind die Reallöhne gesunken. Bei den Politikern nicht, die haben ihre Diäten durch diverse Nebentätigkeiten aufgestockt, sie sind deshalb nicht von der sinkenden Kaufkraft betroffen, trotz der so groß herausgestellten Nullrunden bei den Diäten. Sozialrentner hingegen hatten keine Möglichkeit, die ihnen aufgezwungenen Nullrunden zu kompensieren.
Im Rahmen der Globalisierung wurden in Deutschland bewährte Institutionen in private Firmen umgewandelt. Bei der Bundespost hat das dazu geführt, daß zahllose Kleinaktionäre der Telekom wegen der Globalisierungspläne eines Aron Sommer viel Geld verloren haben. Die "gelbe Post" heißt heute "DHL" und nervt immer wieder mit den Gottschalk-Brüdern. Bei der Bundesbahn gibt es zwar keine pünktlichen Züge mehr, aber dafür bestens bezahlte Funktionäre, darunter auch gerne Politik-Rentner wie Otto Wiesheu.
Die Privatisierungen im Namen der Globalisierung haben vor allem drei Dinge gebracht: Hochbezahlte und nicht unbedingt befähigte Manager an der Spitze der neuen Konzerne, schlechteren und weniger zuverlässigen Service und Massenentlassungen von Arbeitskräften. Aber dafür haben internationale Spekulanten schöne Gewinne auf unsere Kosten eingefahren.
Die frühere Deutschland-AG, mit wechselseitigen Beteiligungen der großen Unternehmen, gibt es nicht mehr. Anstatt Firmen zu kaufen, die man kennt, verpulvern Nieten in Nadelstreifen deutsches Kapital in maroden Firmen wie Chrysler, während in Deutschland die Heuschrecken sich alles unter den Nagel reißen, was sich irgendwie versilbern läßt.
Außerdem geht es natürlich um das Weltklima. Das heißt, Angela D. Merkel fragt George W. Bush, ob er es sich nicht noch einmal überlegen wolle, worauf Freund George antwortet, das Essen habe ihm ausgezeichnet geschmeckt.
Durch die Quasselrunde von Heiligendamm wird kein Gramm abgereichertes Uran aus der Umwelt entfernt. Auch kein Kohlendioxyd, ganz im Gegenteil, durch den riesigen Troß und den Aufwand bei der Absicherung wird soviel in die Atmosphäre gepustet, wie durch alle Deutschen zusammen im Pfingsturlaub.
Die Umweltsünder in den USA stellen sich taub, die Umweltsünder in China und Indien sitzen nicht mal am Tisch. Was also soll dabei herauskommen? Daß Japan sich verpflichtet, seine Eßstäbchen zukünftig aus schwedischem Fichtenholz produziert, das im Sägewerk übrig bleibt, wenn Balken für Bauholz geschnitten werden?
Oder erwarten Sie, daß etwas gegen die "Erderwärmung" getan wird? Gegen einen Vorgang, der sich ziemlich regelmäßig in der Natur abspielt? Im Mittelalter war Grönland eine grüne Insel, auf der die Wikinger Ackerbau und Viehzucht betrieben haben. Weihnachten haben Kinder im Rhein gebadet, so warm war es. Ab 1300 begann die "kleine Eiszeit", die bis etwa 1700 gedauert hat. Alles ohne vom Menschen produziertes Kohlendioxid.
Heute hat man jedoch den großen Vorteil, daß man solche Effekte besteuern kann. Das nennt sich dann "Klimaschutzabgabe" und wird an bedürftige Staaten überwiesen. Nach einem kleinen Abzug, also einem Drittel für die Erhebung der Klimaschutzabgabe, einem weiteren Drittel für die Verwaltung und einem Drittel für die beteiligten Banken. Der Rest sorgt dafür, daß die Seychellen als Urlauberparadies erhalten bleiben. Für die Reichen, natürlich, die trotz horrender Klimaschutzabgaben dahin fliegen können.
Worum
geht es hinter den Kulissen?
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In erster Linie geht es darum, das System noch ein paar Tage am Leben zu erhalten. Das System des wertlosen Dollar, der einstigen Weltwährung, das zu kollabieren droht. Darum kümmert sich natürlich nicht George Bush und schon gar nicht Angela Merkel, deren Aufgabe ist es, freundlich in die Kamera zu winken und bei Bedarf das vorzulesen, was man ihnen in die Hände drückt. Genau dafür hat man sie auf diesen Posten arrangiert, mit mehr wären sie überfordert.
Die wirkliche Arbeit erledigen die unauffälligen Leute im Hintergrund, im Troß der 15.000. Und ja, es geht um Globalisierung dabei, um die Fortsetzung der Herrschaft der Heuschrecken. Solange man in den USA nur ein wenig Papier bedrucken muß, um damit alles aufzukaufen, was einen realen Wert besitzt, lohnt sich die Globalisierung, zumindest für jene Leute, die den Dollar drucken können.
Der Dollar hat nur einen kleinen Nachteil: Es gibt schon eine Unmenge davon. So ziemlich jeder Staat mit ein bißchen Industrie hat das Zeug milliardenweise herumliegen. Die Chinesen sitzen mittlerweile auf 1.000 Milliarden herum. Wenn jetzt alle Welt versuchen würde, für diese Dollarschwemme noch ein paar Waren zu ergattern, würden die Verkäufer frech die Preise erhöhen. Also nicht wirklich, sondern nur in Dollar.
Anders formuliert: die lieben Amerikaner müßten für einen Euro nicht mehr lächerliche 1,35 Dollar hinblättern, sondern 5,00 Dollar - oder 23,60 Dollar. Und das wäre ziemlich übel, weil sich der einfache Joe Smith da drüben plötzlich keine Importwaren mehr leisten könnte. Obendrein müßte er sein geliebtes Auto in der Garage stehen lassen, weil er sich die Tankfüllung für 893,47 Dollar nicht mehr leisten kann.
Die Heuschrecken haben jedoch kein Problem, nur weil jetzt 100.000-Dollar-Scheine gedruckt werden. Das kommt auch nicht teurer als die jetzigen 1-Dollar-Noten. Wenn die gewöhnlichen Amerikaner erleben, wie sich ihre Altersversorgung in Nichts auflöst, melden sich alle freiwillig zur Armee. Zur konföderierten Armee natürlich, die auf Washington marschieren möchte.
Nur, leider, passiert auch das nicht. In den Tresoren der Europäischen Zentralbank liegen... Dollars. Euros braucht sie nicht, die kann die EZB bei Bedarf nachdrucken. Und die Bank von Japan hat auch massenweise Dollars. Und die Bank von England... Ja, wenn der Dollar den Bach runter geht, gehen Euro, Yen, Pfund usw. auch mit. Deshalb steigt der Euro zwar mal auf 1,50 Dollar, doch wenig später wird er wieder absinken. Höchstens der Goldpreis könnte auf 1.000,- Euro / Dollar pro Unze steigen, oder auf 2.000, 5.000 - so hoch man ihn läßt. Folglich darf man ihn eben nicht lassen.
Deshalb sorgt der G8-Gipfel, daß Gold nicht zu hoch steigt. Sonst merken zu viele Leute, daß ihr Papiergeld nichts mehr wert ist. Und man sorgt dafür, daß die Statistiken konsistent bleiben. Wenn ein Euro-Land plötzlich eine Inflationsrate von jenen 15% ausweisen würde, die wir im täglichen Leben spüren, während die anderen zwischen 1,8 und 2,7% ausweisen, kämen die Leute ins Grübeln.
Was nicht sein darf, wird es auch nicht geben. Dank des G8-Gipfels, natürlich.
Es gibt noch ein Thema, um das sich der Gipfel kümmern muß. Unsere israelischen oder meinetwegen auch unsere amerikanischen Freunde haben ein kleines Problem mit dem Iran. Ein Problem, das man auf gute israelische oder amerikanische Weise mit massivem Waffeneinsatz lösen könnte. Das heißt, wenn Rußland wohlwollend zusieht.
Unsere russischen Freunde haben auch ein kleines Problem. Deren (und vermutlich auch unsere) serbischen Freunde würden zu gerne den Kosovo behalten, während unsere albanischen Freunde den gerne an Groß-Albanien angliedern möchte. Bis jetzt tut die EU so, als wäre sie sehr dafür, Klein-Serbien und Groß-Albanien als Nachbarn zu haben.
Da nun aber unsere russischen Freunde gerne unseren serbischen Freunden helfen würden, den Kosovo zu behalten, wäre es ein freundlicher Zug von der EU, den Kosovaren nahezulegen, bei Serbien zu bleiben. Und noch freundlicher wäre es, den Russen zu erlauben, als die große christlich-orthodoxe Schutzmacht für das christlich-orthodoxe Serbien aufzutreten. Dann müssen nur noch die USA wohlwollend zusehen.
Da schon die alten Römer wußten, daß eine Hand die andere wäscht, kann man sich doch beim G8-Gipfel zusammensetzen und sich auf Kosten von Iranern und Kosovaren einigen. Das versetzt dann unsere israelischen Freunde in Bombenstimmung.
Wenn die Leute
auf dem G8-Gipfel richtig gut sind, beginnt die Aktion, solange noch Tony
Blair im Amt ist. Nicolas Sarkozy steht in Treue fest zu den USA oder wenigstens
zu Israel, genau wie Angela Merkel.
Dann kann man diesen Krieg mit den alten Dollars führen, die leider infolge dieses Krieges verfallen - weil die Iraner so bitterböse sind. Bis dahin haben die Heuschrecken die letzten Wertsachen an sich gerafft. Wenn dann China glaubt, die Dollar-Container auskippen zu müssen, zeigt man ihnen eine lange Nase.
Am Ende des Gipfels hält dann unser aller Kanzlerin im zu engen Hosenanzug eine Rede, daß auf dem Gipfel sehr viel zur Rettung des Weltklimas getan wurde. Deshalb hätte man jetzt richtig was zu feiern. Das große, große Feuerwerk, wird aus organisatorischen Gründen allerdings nicht in Heiligendamm stattfinden. Dorthin kommt höchstens der Fall-out, aber dann sind die hohen Herrschaften nicht mehr dort.
Quelle:
http://www.michaelwinkler.de/Pranger/300507.html
- Vielen Dank an Michel
Winkler
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