Oktober 2013 www.initiative.cc
PAP
- Abstrich-Tests
(Krebsabstriche/Zellproben vom Gebärmutterhals)
sind unnötig und haben keine Aussagekraft
Wie österreichische Frauen eine Spontanheilung erlebten und das Geheimnis der Finnen, welche kaum untersuchen
Veränderungen
sind normal und bilden sich wieder zurück
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Entnommen
aus dem Artikel von Bert Ehgartner: Vorsorge
mit Abstrichen - oder: Das Geheimnis der Finnen
Bereits 15-Jährige
erhalten in Österreich den Krebsabstrich zur Früherkennung
eines Zervix-Karzinoms und fortan gilt dieser als fixer Bestandteil eines
Gynäkologen-Besuchs. In Deutschland ist der Abstrich ab einem Alter
von 20 Jahren Teil der jährlichen gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung.
Speziell bei jüngeren Frauen sind Veränderungen am Gebärmutterhals
sehr häufig und bilden sich normalerweise von selbst wieder zurück.
Wird in dieser Zeit regelmäßig der "Krebsabstrich"
vorgenommen, so ergibt sich in der Folge häufig Krebsalarm. Die Folge
sind zahlreiche Konisationen, "vorsorgliche" Operationen an der
Gebärmutter. In Österreich liegt die Zahl dieser Eingriffe jährlich
zwischen 5.000 und 6.000, in Deutschland beim Zehnfachen. Konisationen erhöhen
das Risiko einer späteren Frühgeburt stark.
Im Vergleich zu den deutschsprachigen Ländern setzt Finnland beim Zervix-Karzinom
auf ein ganz anderes System. Im staatlichen finnischen Programm gilt für
die Teilnahme ein Mindestalter von 30 Jahren. Anstatt alle sechs bis zwölf
Monate werden in Finnland die Frauen im Abstand von fünf Jahren (!)
zum Krebsabstrich eingeladen.
Und trotz dieser fahrlässig seltenen Untersuchungsintervalle haben
deutsche oder österreichische Frauen ein dreifach höheres Risiko
am Zervix-Karzinom zu sterben, als finnische Frauen. Wie ist so ein paradoxes
Ergebnis möglich?
Betrug
ohne Schaden
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Wie real die Möglichkeit
ist, dass die Veränderungen der Zervix von selbst ausheilen, zeigte
ein eigenartiger Vorfall, der sich im Oktober 1999 in der Praxis eines Gynäkologen
aus Linz ereignete.
Es ist unbegreiflich, aber es ist passiert, fasste der Richter
am Landesgericht Linz die Lage zusammen. Und damit meinte er sowohl den
Hergang des Verbrechens als auch dessen Auswirkungen. Angeklagt war die
damals 33-jährige Astrid S., die als Arzthelferin bei einem Linzer
Gynäkologen beschäftigt war. Eine ihrer Aufgaben war es, den Frauen
unangenehme Befunde mit zu teilen, die in Folge des so genannten Pap-Abstrichs
zur Früherkennung des Zervixkarzinoms erstellt wurden. Die sensible
Arzthelferin brachte es jedoch irgendwann nicht mehr übers Herz, den
armen Frauen zu sagen, dass sie krank sind. Statt die Patienten mit
Krebsverdacht und damit notwendig gewordenen diagnostischen Eingriffen oder
Therapien zu belasten, begann sie, die Befunde zu fälschen oder ließ
sie tief im Archiv verschwinden.
Nach
sechs Jahren hielt sie den Stress nicht mehr aus, kündigte und zog
nach Wien. Ihr Verbrechen flog auf, als sich die Mitarbeiterin eines Labors
beim Gynäkologen erkundigte, wie es einer Patientin geht, bei der sie
vor Monaten an Hand des Pap-Abstrichs Krebs diagnostiziert hatte. Entsetzt
stellte der Arzt fest, dass der Befund in der Krankenakte schlummerte, die
betroffenen Frau davon aber nie etwas erfahren hatte. Insgesamt fanden sich
99 ähnliche Fälle. Alle Frauen wurden vorgeladen und untersucht.
Das erstaunliche Ergebnis des medizinischen Gutachtens: Bei keiner einzigen
Betroffenen ist durch die Verschleppung der Behandlung Schaden entstanden.
Im Gegenteil: Die meisten Krebsvorstufen waren bei der Nachuntersuchung
verschwunden. Nur in sechs Fällen musste eine Konisation, das ist die
vorsorgliche Entfernung des verdächtigen Gewebestückes, vorgenommen
werden. Doch dies wäre bei wesentlich mehr Frauen geschehen, wären
diese sofort behandelt worden. Ein konkreter akuter Krebsbefund löste
sich gar in Luft auf. Der Gutachter tippte auf Spontanheilung. In
keinem einzigen Fall wurde ein fortgeschrittenes Krankheitsbild festgestellt.
Das Urteil für die ehemalige Arztsekretärin fiel dementsprechend
milde aus: Sie erhielt fünf Monate auf Bewährung sowie eine symbolische
Geldstrafe von 700 Euro.
Nachdem das Urteil ergangen war, ereignete sich etwas nicht Alltägliches.
Im Gerichtssaal anwesend war nämlich eine der betrogenen
Patientinnen des Gynäkologen, und sie bedankte sich bei der Arzthelferin
überschwänglich für deren kriminelle Aktion. Sie war nämlich
eine der Frauen, die bei der Nachuntersuchung vollständig gesund waren.
Wenn Sie damals den Befund nicht hätten verschwinden lassen,
sagte sie und umarmte dabei die Täterin, wäre ich operiert
worden und hätte mich einer Krebstherapie unterziehen müssen.
Dieser Prozess ging als Kuriosum in die Annalen der Medizingeschichte ein.
Konsequenzen zur qualitativen Verbesserung der Zervixkarzinom-Früherkennung,
die unzählige Frauen mit Krebsalarm und unnötigen Eingriffen belastet,
wurden jedoch bis heute nicht gezogen.
Das
Finnische Programm
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Geradezu
nachlässig im Vergleich zur österreichischen Praxis erscheint etwa
das staatliche finnische Früherkennungsprogramm, das bereits 1963 gestartet
wurde und seit 1970 als organisiertes Screening landesweit läuft. So
wurde für die Teilnahme ein Mindestalter von 30 Jahren festgelegt.
Der Grund liegt schlicht darin, dass sich bei den jüngeren Frauen
nahezu alle Krebsvorstufen auf natürliche Weise wieder zurückbilden,
erklärt Ahti Anttila vom staatlichen Krebsregister in Helsinki.
Ungewöhnlich scheint für heimische Verhältnisse auch das finnische
Untersuchungsintervall. Es wurde 1999 von drei auf fünf Jahre ausgedehnt.
Wir ernten diesbezüglich immer viel Verwunderung bei ausländischen
Gynäkologen, berichtet Anttila. Es fällt scheinbar ziemlich
schwer, die eigentlich recht simple Tatsache zu verstehen, wie sich Krebs
im Zeitverlauf entwickelt. Anttila verweist darauf, dass es nach den
Ergebnissen des finnischen Programms mindestens zehn Jahre dauert, bis eine
Krebsvorstufe in ein invasives Zervix-Karzinom übergeht. Deshalb
genügt ein Intervall von fünf Jahren vollauf, um damit dieselbe
Sicherheit zu bieten wie mit einem kürzeren Intervall.
Frauen werden namentlich angeschrieben und zum Pap-Abstrich eingeladen. Das
habe, so Anttila, den Effekt, dass nicht nur die besonders gesundheitsbewussten
Frauen untersucht werden, sondern auch jene erfasst werden, die tatsächlich
ein erhöhtes Risiko haben: Ältere Frauen, mit Migrationshintergund
oder aus niedrigem sozialen Milieu.Mit diesen Methoden erreichte Finnland
unangefochten den ersten Rang bei der Bekämpfung des Zervix-Karzinoms.
In den meisten Jahren, so Anttila, haben wir bei Frauen
unter 50 Jahren gar keine Todesfälle mehr. Im Berichtsjahr 2008
der Statistik Austria war die Diagnose Zervix-Karzinom hingegen
bei 30 dieser jüngeren Frauen die offizielle Todesursache. Insgesamt
ist das Sterberisiko für österreichische Frauen beinahe dreimal
so hoch.
Entnommen aus dem Artikel von Bert Ehgartner: Vorsorge mit Abstrichen - oder: Das Geheimnis der Finnen
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