März 2009 www.initiative.cc
Österreich
ist pleite !
Was Generationen aufgebauten, wurde im Casino verspielt
von
Friedrich Romig
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Aus
Zeitfragen Nr. 50 vom 08.12.2008
Österreichs
Politiker wie Vranitzky und Schüssel oder der jahrzehntelang die
Fäden im Hintergrund ziehende Andreas Khol haben uns in die EU getrieben
und den Euro durchgesetzt. Aus der zweiten Reihe haben sie viel Verstärkung
erfahren, so von Mock, Busek, Klima, Fischler, den Aussenministerinnen
Ferrero-Waldner und Plassnik bis hin zu den Ja-Sagern im Parlament und
den rückgratlosen Beamtenvertretern in Brüssel, die alle daran
mitwirkten, dass Österreich seine Souveränität wie auch
seine Währung verlor und in die globaltotale Pleite schlitterte.
Sie bahnten Heuschrecken und Bankenmafia den Weg ins Welt-Casino, in dem
gigantische Summen aus dem Volksvermögen in wenigen Jahren verspielt
wurden.
Schüssel hat von der Ost-Erweiterung der EU als einmaliger Chance
für Österreich gesprochen, jetzt ist Österreich mit 600
Milliarden Euro im Osten engagiert. Das ist gut das Zweifache des Bruttoinlandsprodukts.
Die Kredite werden nie zurückgezahlt, das Engagement hat heute bereits
50 bis 80 Prozent seines Wertes verloren, und um das Übriggebliebene
zu retten, werden noch weitere Kredite nachgeschossen. Die Kurse der hochexponierten
Banken und Versicherungsgesellschaften wie Raiffeisen International, Erste
Bank oder Vienna Insurance sind abgestürzt wie Fallobst im Herbst,
gefeierte Banker wie Treichl oder Konrad und Stepic betteln jetzt um staatliche
Hilfe! Die Kommunalkreditbank, einst zur Unterstützung der Gemeinden
gegründet, hat in Zypern und in Island Hunderte Millionen verspekuliert
und wurde für 2 Euro an den Staat verkauft. Die Volksbank muss auf
ihre Beteiligung an der Kommunalkredit heuer 362 Millionen Euro abschreiben
und ausserdem weitere 300 Millionen für «strukturierte Geschäfte»
mit bankrotten Island-Banken, Lehman&Brothers usw. wertberichtigen.
Jetzt holt sie sich 1 Milliarde Euro vom Staat, so als habe der ein unerschöpfliches
Füllhorn.
Verscherbeltes
Volksvermögen und Zinslasten für 100 Jahre
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20 bis 30
Milliarden Euro machen die Cross-Border-Leasing-Verträge aus, die
Gemeinden und staatsnahe Betriebe abgeschlossen haben. Die Tiwag hat ihr
Kraftwerk Sellrain-Silz für rund 1,5 Milliarden Euro verkauft und
gleich für 100 Jahre zurückgeleast. Der Kaufpreis wurde bei
ausländischen Banken deponiert. Jetzt fallen die Depotbanken der
Reihe nach um, Teile des Kaufpreises brechen weg, und was bleibt, sind
die Verpflichtungen der Tiwag zur Zahlung der Pacht für die nächsten
100 Jahre an die Hedger! Das ist ungefähr so, als würde ein
Häuslbauer sein aus Eigenmitteln mühsam errichtetes Einfamilienhaus
verkaufen, die Kaufsumme verbrennen, sein Haus dann zurückmieten
und mit dem Mietpreis nochmals bezahlen.
Auf ähnliche Weise wurden alle acht Donaukraftwerke verhökert,
die U-Bahn und das Strassenbahnnetz der Wiener Linien, Teile des Kanalnetzes
von Häupls Wien, Strom- und Gasnetze im Burgenland, Bahnhöfe,
Lokomotiven, Waggons und Signalanlagen der ÖBB, die Fernwärme
in Linz, die Flugsicherungsanlagen der Austro Control, die Sortieranlagen
der Post usw. Allein 150 Gemeinden im Königreich des Erwin Pröll
liessen sich auf solche Cross-Border-Leasingverträge ein und verkauften
vom Rathaus bis zur Wasserversorgung und den Kläranlagen alles, was
versilbert werden konnte. Jetzt wollen sie sich die Verluste von Raiffeisen
zurückholen, die ihnen zu solchen Geschäften geraten hatte.
Den Vogel aber schossen die Innsbrucker Kommunalbetriebe ab, die noch
unter der Ägide von Landeshauptmann van Staa ihr Kanalnetz verkauft
haben und nun für 250 Jahre zurückleasen! Alle glaubten mit
Beihilfe zur Steuerhinterziehung das grosse Geschäft machen zu können,
jetzt werden aus den Knebel- und Enteignungsverträgen die Risiken
schlagend.
Pensionskassengelder
in US-Schrotthypotheken investiert
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2,7 Milliarden
Euro haben österreichische Banken in Island angelegt, davon entfällt
auf Raiffeisen rund 1 Milliarde. Nur ein Bruchteil der vornehmlich nach
den USA weitergeleiteten Einlagen wird zurückfliessen. Weitere Verluste
werden durch die Entschädigung von Privatanlegern eintreten, denen
«strukturierte Produkte» als «risikolos» aufgeschwatzt
wurden. Seit Jahren weiss jeder im Finanzgeschäft Tätige, dass
Amerika bankrott ist und mit 2 bis 3 Milliarden Dollar täglich(!)
vom Ausland gestützt werden muss. Daher legt schon seit Jahren kein
vernünftiger Mensch mehr in Amerika langfristig an. Unsere österreichischen
«Finanzgenies» liessen sich nicht abhalten, räumten die
Pensionskassen aus und transferierten die Ersparnisse der Österreicher
nach den USA zum Erwerb von Schrotthypotheken. Die gutgläubigen Pensionisten
schauen durch die Finger und müssen Kürzungen hinnehmen. Es
war Schüssel, der die zweite und dritte Säule der Pensionen
als Huhn, das goldene Eier legt, propagierte, «Säulen»
die jetzt im Finanzsumpf versinken.
Der Streikfonds der Gewerkschaft von 3 Milliarden Euro verschwand in der
Karibik, die Mitglieder des ÖGB sehen sich durch ihre Bonzen um die
Früchte ihrer Beiträge gebracht. Neuerdings wird schon als Erfolg
gefeiert, dass der Gewerkschaftsbund vor dem Konkurs «gerettet»
werden konnte, und der «Retter» zum Sozialminister gekürt!
Subvention
im Casino verspielt
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Eine
Groteske besonderer Art lieferte die AUA (Austrian Airlines). Sie zwang
ihre Aktionäre zur Aufstockung ihres Kapitals, legte Teile der einfliessenden
Beträge in Amerika an und verlor sie. Jetzt wird sie für 1 Euro
verkauft, doch nur wenn der Bund den Käufer mit 500 Millionen Euro
zum Kauf animiert. Seit ihrer Gründung ist die AUA ein Zuschussbetrieb,
der noch nie auf eigenen Füssen stehen konnte. Nun rächt sich
die österreichische Grossmannssucht, die trotz aller Warnungen glaubte,
auf eine eigene Fluglinie nicht verzichten zu können.
Auf ähnliche Weise wie die AUA verpulverten die ÖBB (Österreichische
Bundesbahnen) die ihnen zum Ausbau gewährten Subventionen durch Anlagen
im Ausland. Der Verlust wird laut Wirtschaftsblatt vom 19.10.2008 auf
600 Millionen Euro geschätzt. Jetzt sieht der Koalitionspakt neue
Milliarden-Subventionen für die marode ÖBB vor.
Voll in Widersprüche verwickelt sich auch der neue Präsident
der Österreichischen Nationalbank, E. Nowotny. Er stellt Mittel für
die Hebung der Eigenmittelquote der Banken zur Verfügung, damit diese
angeblich mehr und zinsgünstigere Kredite dem österreichischen
Mittelstand gewähren können. Beides Erhöhung der
Eigenmittelquote und Ausweitung der Kredite geht natürlich
nicht, seine Argumentation ist «Eyewash», mit dem die Zuschüsse
an die Banken den Österreichern «verkauft» werden.
Hyperinflation
Logik der Ausweitung des Kreditvolumens
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Österreich ist pleite! Ganz offensichtlich bleibt als Ausweg aus den Casino-Spielen nur noch die gigantische Ausweitung des Kreditvolumens mit nachfolgender Hyperinflation, die alle Sparer weiter enteignet. Der Euro wird seinem Ruf als «Teuro» treu bleiben, und wir alle werden ärmer, nicht zuletzt durch die Steuerwalze, welche die neue Koalitionsregierung von Feymann und Pröll planmässig in Bewegung setzen wird. Die Politiker haben im Verein mit der Bankenmafia und den mediokren «Global player» in staatsnahen Betrieben und Holdings das Volksvermögen in wenigen Jahren verschleudert, welches Generationen mühsam geschaffen haben. Sie betrachten ihren «Desaster-Kapitalismus» (Naomi Klein) wohl als Voraussetzung für die «neue Weltordnung», in der die einfachen und geduldigen Bürger samt ihren Erben endgültig zu Opfern des «globalen Schafe-Scherens» (H. Wohlmeyer) werden.
Der Autor
lehrte politische Ökonomie in Wien, Graz und Aachen.
Quelle: http://www.zeit-fragen.ch/ausgaben/2008/nr50-vom-8122008/oesterreich-ist-pleite/
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