Dezember 2010 www.initiative.cc
Innehalten
und Musik hören
mit Joshua Bell in der Metrostation
Durch Eile und Hektik nehmen wir meist vieles Schönes gar nicht wahr. Hier eine wahre Geschichte.
Joshua
Bell in der Metrostation
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Ein
Mann saß in einer Metrostation in Washington D.C. und begann, auf
seiner Geige zu spielen. Es war ein kalter Januarmorgen. Er spielte eine
halbe Stunde lang sechs Stücke von Bach. Während dieser Zeit der
Rush Hour wurde berechnet, dass ca. 1000 Menschen durch die Station eilten
- die meisten von ihnen auf dem Weg zur Arbeit. Drei Minuten vergingen,
als ein Mann mittleren Alters bemerkte, dass ein Musiker spielt. Er verlangsamte
seinen Schritt und hielt für einige Sekunden an - bevor er davoneilte,
um seinen Zeitplan einzuhalten. Ein paar Minuten später erhielt der
Geiger seine erste Dollarspende: eine Frau warf das Geld in die Kasse, ohne
ihre Schritte zu unterbrechen. Ein paar Minuten später lehnte sich
jemand gegen die Mauer, um ihm zuzuhören. Aber der Mann schaute auf
seine Uhr und begann, seinen Weg fortzusetzen. Eindeutig war er für
seine Arbeit spät dran.
Derjenige, der dem Geiger
die größte Aufmerksamkeit schenkte, war ein drei Jahre alter
Junge. Seine Mutter zog ihn eilig weiter, doch der Junge hielt inne und
beschaute sich den Geiger. Letztendlich stieß ihn die Mutter kräftig
und das Kind setzte seinen Lauf fort, drehte jedoch ständig seinen
Kopf. Dieses Verhalten wiederholte sich bei mehreren anderen Kindern. Alle
Eltern zwangen sie ohne Ausnahme, sich weiter zu bewegen. In den 25 Minuten,
als der Musiker spielte, hielten nur sechs Personen an und blieben für
eine Weile stehen. Ungefähr 20 Leute gaben ihm Geld, setzten jedoch
ihren Lauf in normaler Geschwindigkeit fort. Er verdiente $32. Als er das
Spielen beendete und wieder Ruhe einkehrte, nahm keiner Notiz von ihm. Keiner
spendete Beifall, noch gab es Anerkennung.
Keiner wusste, dass dieser Geiger Joshua Bell war - einer der besten Musiker
der Welt. Er spielte einige der schwierigsten Musikstücke, die jemals
komponiert wurden - auf einer Geige im Wert von 3,5 Millionen Dollar. Zwei
Tage vor dem Spielen in der Metro verkaufte Joshua Bell im Theater in Boston
bei einem Konzert den Sitzplatz für durchschnittlich $100.
Dies ist eine wahre
Geschichte.
Das Spielen von Joshua Bell in der Metrostation wurde von der Washington
Post organisiert als Teil eines Sozialexperiments über Wahrnehmung,
Geschmack und Vorrangigkeiten von Menschen. Im Konzept steht: "An einem
allgemeinen Ort und Umgebung zu einer unpassenden Stunde: Nehmen wir Schönheit
wahr? Halten wir ein, um es zu genießen? Erinnern wir uns an das Talent
in einem unerwarteten Zusammenhang?" Wenn wir nicht die Zeit besitzen,
anzuhalten und einem der besten Musiker der Welt zuzuhören, der einige
der großartigsten Stücke spielt, die je geschrieben wurden ...
wie viele andere Dinge verpassen wir dann?!
Hier der gesamte Originalartikel aus der Washington Post mit einigen Video-Mitschnitten
http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2007/04/04/AR2007040401721.html
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