November 2004 www.initiative.cc

Videospiele
Kurzmeldungen

1) Ein gutes Beispiel aus Baltimore
2) US-Army bringt eigenes Schießspiel heraus
3) Virtuelle Selbstmordattentäter

1) Ein gutes Beispiel aus Baltimore

Ein amerikanischer Lehrer berichtet, wie es ihm gelungen ist, seinen Schülern die Unmoral von Gewaltcomputerspielen zu verdeutlichen.
Ich unterrichte zur Zeit Schüler der 7. und 8. Klasse in einer städtischen Schule in Baltimore (Maryland). Meine Schüler werden laufend über aktuelle Themen informiert, deren Einzelheiten ich aus EIR-Studien und dem New Federalist [unsere amerikanische Schwesterzeitung] beziehe. Viele unserer Diskussionen verlaufen so engagiert, daß auch andere Kollegen ins Klassenzimmer kommen und mitdiskutieren. Die jüngste Diskussion war ein gutes Beispiel dafür. Es ging um die Entscheidung der Regierung Bush, den Irak anzugreifen. Wir debattierten über den "Kampf der Zivilisationen", wobei auch das Buch von Samuel Huntington mit dem gleichnamigen Titel als Lesegrundlage diente. Viele Schüler waren äußerst aufgebracht über die Kriegspläne ihrer Regierung. Immer wieder hörte ich Sätze wie: "Mir reicht es, daß wir dauernd Krieg führen", "Bush ist so gewalttätig", "Unter Clinton war das anders".
Nachdem ich eine Zeitlang zugehört hatte, sagte ich den Schülern, daß sie selbst die Gewalt genauso verherrlichen wie George Bush, wenn nicht sogar noch mehr. Das brachte sie in Aufruhr. Sogleich flogen die Hände hoch und alle protestierten. Drei Schüler durften ihre Meinung vor der Klasse begründen. Dann fragte ich die Schüler, wie viele von ihnen ihre Zeit mit Computerspielen verbringen, in denen Mord, Krieg und die Vernichtung von Menschen simuliert wird. Von den 32 Schülern der Klasse hoben alle außer fünf ihre Hände. Ich sagte ihnen, damit seien sie alle Bushs Fußsoldaten. "Wen kann man denn besser für solche Kriege einsetzen als junge Leute, die von Kind auf zum Töten ausgebildet wurden? Jugendliche, die gewohnt sind, auf Menschen zu zielen und abzudrücken, werden später überall auf der Welt sogar muslimische Kinder erschießen. Bush mag die Befehle erteilen, aber ihr werdet es sein, der abdrückt. Ihr habt in euren Computerspielen schon so viele Menschen umgebracht, daß der Tod bei euch nicht einmal mehr ein Achselzucken auslöst."
Eine Minute lang herrschte totales Schweigen in der Klasse, daß man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Alle waren wie versteinert und tief bewegt. Schließlich meldete sich ein Schüler und fragte: "Mr. Smith, was sollen wir tun?" Ich forderte die Schüler auf, die Unkultur in sich selbst zu bekämpfen: "Hört auf, mit diesen Mordsimulatoren zu spielen!" Die Mehrheit der Schüler sagte, sie wären dazu nicht bereit. Ich antwortete, dann wollte ich von ihnen auch nie wieder Beschwerden über die Kriegspolitik der Regierung Bush hören. Ich provozierte sie, indem ich sagte, ein Mörder könne nicht über einen anderen Mörder richten. Einige Schüler erklärten sich zögernd bereit, mit den Gewaltspielen aufzuhören, und dann fanden auch andere den Mut dazu. Nach diesem Erfolg in meiner eigenen Klasse versuchte ich einen ähnlichen Dialog auch in den anderen drei Klassen, die ich unterrichte. Für den nächsten Tag tippte ich die folgende Erklärung, die die Schüler unterschreiben sollten:
"Ich verpflichte mich, von Computerspielen, die zum Morden anregen, die Hände zu lassen. Diese Spiele wurden gemacht, um Schülern die Hemmung zur Gewaltanwendung zu nehmen. Sie erleichtern den Akt des Tötens. Mit meiner Unterschrift zeige ich, daß ich bei so etwas nicht mitmachen möchte. Ich möchte Leben aufbauen, nicht zerstören."
Von den 120 Schülern im Alter von 12 bis 15, die ich unterrichte, haben 23 unterschrieben. Nun wird ein ähnlich lautender Aufruf für die Eltern vorbereitet.
Ted Smith
Aus der Neuen Solidarität Nr. 28/2002

2) US-Army bringt eigenes Schießspiel heraus

US-Army bringt eigenes Schießspiel heraus
Nachdem die US-Armee schon seit Jahren Computersimulationen zum Schießtraining für ihre Soldaten verwendet, benutzt sie nun offen entsprechende Computerspiele, um neue Rekruten zu werben und gewissermaßen "vorzutrainieren". Das zu diesem Zweck vom Modeling Virtual Environments and Simulation Institute der Naval Postgraduate School in Kalifornien entwickelte Spiel heißt America's Army, seine Herstellung kostete acht Millionen Dollar.
Obwohl das Spiel ein Ego-Shooter ist und die Soldatenausbildung sogar an genau den gleichen Waffentypen, wie sie auch tatsächlich in der US-Armee verwendet werden, realistisch simuliert wird, ist es auch für Teenager erlaubt. Begründung: In dem Spiel sei kein rotes Blut zu sehen. Es scheint überhaupt keine Alterseinschränkung zu geben, denn America's Army wird kostenlos über das Internet, als Beilage in Computerspiel-Zeitschriften und über die Rekrutierungsbüros der US-Armee verteilt.
Das Spiel besteht aus einem zweidimensionalen Rollenspiel namens Soldiers, in dem man eine Soldatenkarriere durchlaufen kann, und dem Ego-Shooter Operations. In Operations stehen sich US-Soldaten und Terroristen gegenüber. Das Ganze ist so eingerichtet, daß man nur auf Seiten der US-Soldaten kämpfen kann, nicht aber - wie bei Counterstrike - auf Seiten der Terroristen. Soldiers ist Vorbedingung für Operations. Der Spieler muß z.B. erst virtuell die Ausbildung zum Scharfschützen durchlaufen, bevor er dann online in Operations die Rolle des Scharfschützen übernehmen darf. Die US-Army hat für die Online-Spiele 140 Server zur Verfügung gestellt, die von Administratoren überwacht werden, um Mogeleien und schlechtes Verhalten zu unterbinden. Auch sind Sicherungen gegen willkürliches Schießen z.B. auf die eigenen Kameraden eingebaut. Wer das tut, kommt in eine "Cyber-Zelle".
Einer der Entwickler von America's Army, Commander Brian Osborne, sagt ganz unverblümt, mit diesem Spiel wolle die US-Armee neue Wege bei der Werbung von Rekruten gehen und insbesondere 17-24jährige junge Männer ansprechen, um sie für die Armee zu gewinnen.
Damit schließt sich der Kreis. Tötungs-Computersimulatoren wurden zunächst von der US-Armee entwickelt, um bei den Soldaten die Treffsicherheit beim Schießen auf Menschen zu erhöhen, was mit dem Abbau der Tötungshemmung beim Schützen einhergeht. Anschließend wurden die Computersimulationen als Spiele kommerziell genutzt und vermarktet. Und jetzt werden sie offen zur Werbung und Ausbildung von Söldnern genutzt. Die Brutalisierung der Bevölkerungsgruppen, die sich von diesen Spielen ansprechen lassen und davon fasziniert sind, geht damit uneingeschränkt weiter und läßt Böses ahnen.
Quellen: Washington Post und heise-online-news

3) Virtuelle Selbstmordattentäter

"Kaboom": Virtuelle Selbstmordbomber
Wie der Londoner Sunday Telegraph am 26. Mai berichtete, wird Großbritannien zur Zeit von dem Killer-Computerspiel Kaboom heimgesucht, das ein 23jähriger aus Houston entwickelt haben soll. Kaboom ist übers Internet zugänglich und wurde bereits auf Tausende von Computern heruntergeladen. In dem Spiel ist der Spieler ein Selbstmordattentäter, und das Spielziel besteht darin, so viele unschuldige Zivilisten wie möglich zu töten. Bei den Explosionen werden Menschen in Stücke zerfetzt und blutige abgerissene Körperteile sind zu sehen. Je mehr Tote und Verwundete "erreicht" werden, desto höher die Punktzahl.
Der Entwickler des Spiels, der für jegliche Kritik unzugänglich ist, erklärt auf seiner Webseite als Spielanleitung: "Du beginnst in Israel und arbeitest dich durch Europa durch bis nach Amerika. Für jedes Land hast du eine ,Mission', wie z.B. ,Verletze drei Frauen' oder ,Töte zwei Kinder, ohne einen Erwachsenen dabei zu treffen.'"

Siehe auch Artikel Willkommen in der Wirklichkeit


Sinn dieser Information (hier klicken)


INITIATIVE Information - Natur - Gesellschaft
A-4882 Oberwang

Mail: info@initiative.cc
Homepage:
www.initiative.cc