November 2003
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Die Macht der Konsumenten

Oft steht man scheinbar ohnmächtig vor diversen Problemen in unserer Gesellschaft, und glaubt, "was soll ich da als Einzelperson schon machen". Wir sind vielleicht unzufrieden mit der Politik, beklagen den dröhnenden und stinkenden Verkehr auf unseren Straßen, geraten in Zorn weil Tiere wegen geförderter Lebendtierexporte durch die halbe Welt gekarrt werden, sehen die Verschmutzung der Meere durch Chemieabfälle oder die Verpestung ganzer Küsten durch schrottreife Tankerunfälle, ärgern uns über große Konzerne, die unsere Kreisler und Kleinbetriebe zum zusperren zwingen, und vieles mehr.
"Ja und was kann ich denn da als Einzelner schon dagegen machen !"

Wir haben alles in der Hand !

 


Nov. 2003
Jeder noch so große Konzern ist darauf angewiesen, dass seine Produkte gekauft werden. Unsummen werden für Marketing, Werbung, Marktforschung usw. ausgegeben, damit der Konsument auch sein Produkt kauft. Mit geschickter Strategie und Promotion werden nicht nur Produkte und Image beworben, sondern sogar Bedürfnisse erzeugt, die es vorher noch gar nicht gab. Leicht beeinflussbare Gruppen wie z.Bsp. Kinder sind natürlich gerne Ziel solcher Manipulationen. (Gameboy, Handy, Markenbekleidung, usw.)
Auch Krankheitsbilder werden auf diese Weise generiert um neue Produkte von Pharmafirmen an den Mann / Frau zu bringen. Wer kannte denn vor Jahren Osteoporose oder musste gegen Wechselbeschwerden behandelt werden. Heutzutage "zerbröseln" anscheinend alle Frauen, sie müssen regelmäßig zu div. Untersuchungen, und Hormonprodukte werden in ungeahnten Mengen verschrieben und verkauft. (Siehe Artikel "Frauen als Objekt der Begierde der Pharmaindustrie")

Wir Konsumenten lassen uns meist von diesen Werbefeldzügen in den Medien beeinflussen, und stehen scheinbar einer übermächtigen Apparatur ohnmächtig gegenüber.

NEIN, wir haben alles in der Hand, wir können alles bewirken.

Was würde passieren wenn .....

 


Stellen Sie sich vor, ab Morgen geht niemand mehr zum Lebensmitteldiscounter XY, weil z.Bsp. niemand mehr diese Produkte aus Natur und landwirtschaftszerstörerischen Produktionsmethoden haben will, und weil in diesen Konzern die vorwiegend weiblichen Arbeitskräfte ausgenutzt werden. Was würde passieren?

Oder, niemand kauft mehr irgendwelche Produkte in denen Urwaldhölzer verarbeitet werden, weil dafür noch immer unvorstellbar große Flächen abgeholzt werden.

Oder, was würde passieren wenn plötzlich alle (oder die Mehrheit) eine ganz andere Partei oder Gruppierung wählen würde? Das erfordert keine Demonstrationen, keine Beschwerdebriefe, sondern nur anonym sein Kreuzchen woanders hinzumachen und alles wäre anders. Es geht ja auch gar nicht darum, das die andere Partei um vieles besser ist, (mit hoher Sicherheit wir sie es nicht sein), aber eine weitere Stimme für die bereits Machthabenden wird aber mit Sicherheit keine Veränderung bringen. Würde so eine Flexibilität beim Wähler vorhanden sein, würde es mit den meist furchtbar dummen Wahlwerbesprüchen bald vorbei sein.

Wir haben alles in der Hand, wir sind uns meist nur nicht darüber bewusst. Wir beklagen so manches Übel, sind aber sehr oft nicht bereit, auch nur das geringste in unserem Leben zu ändern. Fälschlicherweise und bequem denkt man sich z.Bsp., "Naja, auf die paar Kilo billigen Fleisch wird es schon nicht ankommen" oder "Wegen dieser Lampe aus Teak Holz muss noch kein Baum gefällt werden" oder "Wegen diesem Stück Butter aus Holland muß ja noch kein zusätzlicher LKW fahren".

Um etwas zu ändern müssen wir uns als erstes natürlich selbst ändern, denn Millionen von Menschen denken sich das gleiche, und so beklagen wir dann an so manchem Übel, das wir selbst ausgelöst haben.

Wie die Macht der Konsumenten wirkt !

 


Hier einige Beispiele, wie die Macht der Konsumenten wirken kann:

"Nike, wir haben Dich gemacht. Und wir können Dich vernichten" .Zwei Sätze, in eine Fernsehkamera gesprochen, von einem 13jährigen Jungen. Und plötzlich war für den trendigen Sportartikelhersteller nichts mehr wie vorher. Das jahrelang aufgebaute Image drohte verloren zu gehen. Image ist der Lebensnerv der Markenkonzerne, es wird mit viel Geld gekauft. Und genau hier setzte 1997 eine Kampagne gegen Nike an, wie Naomi Klein in ihrem Buch " No Logo " beschreibt. In der New Yorker Bronx ärgerte sich ein Sozialarbeiter, dass die "Kids" riesige Summen für Nike-Sportschuh ausgaben. Also erzählte er ihnen, dass Arbeiter in Indonesien ausgebeutet werden. Und dass der Konzern sie betrüge, schließlich koste ein Turnschuh in der Herstellung nun einen Bruchteil dessen, was die Kinder aus sozial schwachen Familien dafür ausgeben. Damit trug er die Informationen genau zur wichtigsten Zielgruppe von Nike. Die Jugendlichen wurden zornig und organisierten einen Protest. Zunächst schickten sie Briefe an den Firmenchef. Sie schrieben ihm, wie viel Geld sie bereits in Nike Artikel investiert hatten, und forderten ihr Geld zurück. Retour kamen einfache Standardbriefe, und das machte die Jugendlichen erst recht wütend. Sie organisierten eine Demonstration. Zweihundert junge ehemalige Nike Kunden warfen ihre abgetragenen Turnschuhe vor ein Geschäft des Konzerns. Mit dabei waren Fernsehkameras, die diese Bilder verbreiteten. Das saß. Nike ging in die Offensive, gestand Missstände ein und versprach, sie zu beseitigen. Die Arbeitsbedingungen in den Fabriken wurden verbessert. Auch wenn Nike noch viel zu ändern hat, die Geschichte zeigt, wie sehr der drohende Imageverlust Firmen Zugeständnissen entlockt.

Viele Tierschutzorganisationen beschäftigen sich z.Bsp. auch mit der naturfremden und quälerischen Käfighaltung von Hühnern.
Das Frühstücksei sollte von glücklichen Hühnern kommen, befanden immer mehr Österreicher. Der Druck nahm zu, der zweitgrößte Käfighühnerhalter Österreichs stieg auf Bodenhaltungssysteme um, und eine große Supermarktkette bietet seit 1994 nur noch Eier aus alternativen Haltungsformen zum Verkauf an. Mit einem Anteil von 25 Prozent aller Legehennen in Boden- oder Freilandhaltung liegt Österreich weltweit im Spitzenfeld. Das auch so manche Bodenhaltung nicht wirklich der "Weißheit letzter Schluss" ist, mag sein, aber die Richtung ist die richtige.

So wurde z.Bsp. auch der riesige Ölkonzern Shell von den Konsumenten dazu gebracht die alte Bohrinsel "Brant Spar" umweltgerecht zu verschrotten, und nicht einfach im Meer zu versenken.
Eine Kampagne die den Aufruf beinhaltete, Shell Tankstellen beim Tanken zu meiden, hatte Erfolg. Als Shell merkte dass hier ein enormer Rückgang beim Absatz von Treibstoffen zu Buche schlug, wurde die Richtung (zumindest für dieses Projekt) über Nacht geändert.

Oft kaschieren Firmen die eigene Unwilligkeit mit dem Argument, ihre Kunden wären nicht bereit, auf ökologische Produkte umzusteigen. Jedoch stellten viele Hersteller ihre Produktionen um, weil die Verbraucher ihnen mit ihrem Kaufverhalten signalisierten, dass mit umweltfreundlichen Produkten höhere Umsätze zu machen sind.

Gentechnik ist ein weiteres Beispiel. So gut wie niemand will gentechnisch veränderte Nahrungsmittel essen. Das wissen auch die Konzerne. In so einem Fall sollten eigentlich unsere gewählten Volksvertreter ihrem Namen gerecht werden, und nach dem Wunsch des Volkes agieren.
Leider treiben aber die Konzerne mit Ihren Möglichkeiten die Politiker vor sich her und verhindern dadurch durchgreifende Maßnahmen. So wird z.Bsp. die Kennzeichnungspflicht für Genveränderte Produkte nach wie vor umgangen, weil man genau weiß, wenn es oben steht kauft es niemand.

Möglichkeiten gibt es unendlich viele !



Beispiele dafür, dass Konsumenten selbst riesige Konzerne in die Knie zwingen können, gibt es genug. Schließlich leben gerade Firmen mit bekannten, großen Namen von ihrem Image. Ein Image, dass sie sich teuer und mühsam auf gebaut haben. Firmen wie Shell investieren heute große Beträge in die Umwelt. Sie tun dies, um sich von ihrer Schuld freizukaufen, um ihr Image zu verbessern und um Kritik zu begegnen.

Doch sie reagieren nur auf den Druck der Kunden. Wir, die Konsumenten, haben alle Möglichkeiten, das Handeln der Konzerne zu beeinflussen! Wir haben die Macht in unserem Geldbeutel. Wir treffen täglich Kaufentscheidungen, und vor allem brauchen wir uns nicht davor zu fürchten, den Konzernen unsere Meinung mitzuteilen. Es gibt heute in fast allen Produkt-Sparten ökologisch und sozial verträgliche Alternativen, Das war nicht immer so. Dass es sie gibt, haben wir vielen zu verdanken: uns selbst und den vielen anderen Konsumenten, die zu solchen Produkten greifen. Und all jenen, die auf die Straße gingen, Briefe verschickten und sich nichts gefallen ließen. Aber es gibt auch noch sehr viel zu tun. Gemeinsam können wir alles erreichen. Denn wir besitzen eine ungeheure Macht: die Macht der Konsumenten.

Immer wieder werden wir von Managern global tätiger Unternehmen darauf hingewiesen, dass sie es sich einfach nicht mehr leisten könnten, an einem "teuren" Standort wie Österreich zu produzieren. Semperit, Philips, Unilever, die Aufzählung ließe sich fast beliebig fortsetzen. Warum sollten nicht auch die Konsumenten endlich ihre Macht ausspielen und durch bewusstes Einkaufen jene Unternehmen, die glauben, nicht mehr bei uns produzieren zu können, daran erinnern, dass sie dann auch auf die hiesigen Umsätze verzichten können?
(Nur nebenbei: Sony investiert schon wieder kräftig in Österreich - trotz angeblichem Hochlohnland ist Österreich einer der besten und produktivsten Standorte von Sony)

Das die sogenannte Globalisierung mit globalen Gebilden wie der EU meist nur multinationalen Konzernen nützt, und damit die Macht dieser immer größer wird, sollte inzwischen eigentlich jedem bewusst sein.

Die Macht und den Einfluss, den wir Konsumenten ausüben können, nützt in erster Linie uns selbst.
Nützen wir Sie, und überlegen wir die Nachhaltigkeit jeder Kaufentscheidung. Denn wer billig kauft (des eigenen Vorteils wegen) kauft meist sehr teuer.

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November 2003

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