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Kühe mit Hörnern
Über die Wichtigkeit der Hörner

Hatte eine Kuh früher schöne Hörner, freute sich der Bauer. Schöne Hörner galten als Zeichen guter Gesundheit. Sie waren die Krone einer Kuh. Doch heute sieht man kaum noch Kühe mit Hörner. Die Enthornung hat allerdings sehr negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Kühe und natürlich auch auch auf die Milch. Der folgende Artikel ist von Edith Rayner | 7. April 2010 - Vielen Dank für die freundliche Bereitstellung.

Kühe mit Hörnern – bald nur noch auf Postkarten?


Hatte eine Kuh früher schöne Hörner, freute sich der Bauer. Schöne Hörner galten als Zeichen guter Gesundheit. Sie waren die Krone einer Kuh. Doch im Allgäu sieht der Betrachter meist kein Vieh mit Horn. Über 70 Prozent der Kühe in Bayern leben hornlos. Viele junge Menschen wissen gar nicht mehr, wie ein Natur belassener Kuhkopf ausschaut. Denn das Enthornen der Tiere gehört heute fast zum Standard, mit Ausnahme des Demeterverbandes sogar in der Biobranche. Das Tierschutzgesetz verbietet das Kupieren von Ohren und Schwanz bei Hunden. Warum ist die Entfernung eines gut durchbluteten Horns dagegen erlaubt? Das erscheint widersprüchlich. Zumal Enthornungsgegner das Horn als Teil des Verdauungsapparates sehen.

Mit Drahsäge und Lötkolben

In modernen Laufställen ist Sicherheit für Mensch und Tier oberstes Gebot. Hörner halten viele Landwirte für gefährlich. Die Kühe werden deshalb bereits im Kälbchenalter enthornt. Bis zu einem Alter von sechs Wochen dürfen ihre Hornansätze ohne Narkose weggebrannt werden. Bei erwachsenen Kühen wird das Horn abgesägt. Auf landwirt.com geben Kuhbesitzer auf die Frage “Kühe enthornen, wie geht das?” Antworten, die nachdenklich stimmen: “Die Enthornerei war nicht gerade eine angenehme Sache, weder für die Kühe noch für die sonstigen Beteiligten. Nach einer örtlichen Betäubung wurde mit der Drahtsäge abgesägt und mit dem Lötkolben verödet”, schreibt Helmar. “War anstrengend, ging aber ratzfatz”, antwortet Kathi. Trulli hat Tipps zum Fixieren der Tiere im Fanggitter. Ein anderer Eintrag weist darauf hin, dass das einzelne Horn stark nachbluten kann. Da meldet sich Hornfreund Alfonsi: “Wir werden unseren Kühen die Hörner nicht wegschneiden lassen, denn das ist nicht richtig. Das Vieh ist ruhiger. Enthornen gehört verboten.”

Horn und Verdauung gehören zusammen

Tatsächlich ist das Horn einer Kuh mehr als nur Kopfschmuck. Es ist ein durchblutetes Körperteil, das Susanne Schwärzler aus Kempten als “Verdauungsorgan” bezeichnet. “Die Kuh ist ein Verdauungstier. Ob im Stall oder auf der Weide, eine Kuh verdaut fast immer”, stellt die engagierte Demeter-Bäuerin fest. Seit Jahren hält sie Vorträge vor Landwirten über die Bedeutung des Horns für die Kuh und die Milch. Tatsächlich erhöht sich beim Verdauen die Temperatur des Hornes merklich. Der aus vier Mägen bestehende Verdauungsapparat der Kühe produziert während des Verdauungsvorganges ständig Gase. Diese Gase müssen von der Kuh aufgestoßen werden und durchströmen im Kopf die großen Stirnhöhlen bis in die Hornzapfen hinein. Wird das Horn einfach abgesägt, gerät der Gashaushalt des Tieres ins Ungleichgewicht. Dazu kommt, dass Kühe heute durch Züchtung und energiereiches, meist eiweißhaltiges Futter auf Hochleistung getrimmt werden. Ein Futter, das leicht verdaulich ist wie zum Beispiel Silage, beeinflusst die Wiederkäuzeit. “Je kürzer die Tiere wiederkäuen, umso schneller produzieren sie Milch und Mist”, erklärt Frau Schwärzler. Der Verdauungsapparat sei dadurch nicht ausgelastet. “Diese Milch ist nicht gut verdaubar für den Menschen, weil sie aus einem unvollständigen Verdauungsprozess der Kuh stammt.” Die Bio-Bäuerin ist überzeugt: “Damit entsteht das Problem der Milchunverträglichkeit.”

Milch für Allergiker

Auch der Allgemeinarzt Dr. Herbert Boneberg aus Waltenhofen behandelt immer wieder Patienten mit Allergien. Ursprünglich wollte er die Behauptung widerlegen, dass Allergien der unterschiedlichsten Ausprägungen mit dem Konsum von Milchprodukten zusammenhängen würden. Seine ersten Untersuchungen bestätigten jedoch diesen Zusammenhang. Erst durch konsequentes Weglassen jeglicher Kuhmilchprodukte verbesserten sich allergische Krankheiten, wie zum Beispiel Neurodermitis, Asthma bronchiale oder Heuschnupfen. Eines Tages brachte ihm eine Patientin Milch in einem Schraubglas mit. Dabei stellte er mit kinesiologischen Tests Erstaunliches fest. Die Patientin reagierte nicht negativ auf die Milch. Er wiederholte den Test mit anderen Personen und kam immer wieder zum gleichen Ergebnis: Diese Milch von einem Niedersonthofener Bauern zeigte in seinem Testverfahren Verträglichkeit. Dr. Boneberg kam die Idee, dass diese Verträglichkeit der Milch mit den Hörner tragenden Kühen des Bauern zusammenhing. Er überprüfte seine These mit Milchprodukten aus Bioläden und Milchproben, deren Herkunft er nicht kannte. Das bestätigte seine Annahme, dass die Milch von Kühen mit Hörnern anders sei als jene von Enthornten. So entstand seine Hypothese, dass die Hörner eine Bedeutung haben könnten in der Eiweissproduktion im Körper der Kuh. “Die Enthornung scheint der Schlüssel für die Unverträglichkeit von Kuhmilcheiweiß zu sein”, so der Mediziner. Denn seit der massenhaften Enthornung in den letzten zwanzig Jahren haben allergische Reaktionen deutlich zugenommen. Das dadurch veränderte Milcheiweiß löst im Darm des Menschen eine Immunreaktion aus, die schließlich zu einer Überlastung und Schwächung des Immunsystems führt. Jahrelange Anwendung dieser Erkenntnis an seinen Patienten bestätigen diese Beobachtung.Hornlosigkeit schwächt Lebenskräfte

Mit der so genannten spagyrischen Kristallanalyse, die auf einer 500 Jahre alten Methode von Paracelsus basiert, konnte Tierarzt Wilhelm Höfer aus Überlingen deutliche Qualitätsunterschiede nachweisen. Er verglich Kristallbilder von Proben aus Milch, Blut und Harn bei Kühen mit und ohne Horn. Sein Fazit: Die Enthornung behindert die Lebenskräftestruktur der Tiere. “Es entstehen degenerative Zustände im Nerven-Sinnessystem unseres Hausrindes.” Auch die Qualität der Milch werde beeinträchtigt.

Wie stark Lebensraum und Futter das Hornwachstum beeinflussen können, zeigt folgende Beobachtung: Rinderrassen, die viel leicht verdauliches Grünfutter fressen, tragen nur kleine Hörner. Ist das Futter karg und schwer verdaulich wie im schottischen Hochland, entwickeln Tiere wie das Highland Cattle kräftige Hörner. Enorme Hörner hat das afrikanische Zebu-Rind. Es frisst meist verdorrtes Savannengras. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung braucht die Kuh ihre Hörner am allerwenigsten für Rangkämpfe. Das Horn ist vielmehr ein Instrument zur Sprache: schon geringe Kopfbewegungen gegenüber Artgenossen reichen aus, um zu warnen oder die Herdenposition zu unterstreichen. Älpler haben beobachtet, dass enthornte Kühe einen orientierungslosen Eindruck machen. Sie wirken scheu und unsicher.

Laufställe und Hörner - geht das ?

Das Argument, dass die moderne Laufstallhaltung die Amputation des Hornes aus Sicherheitsgründen für Mensch und Tier notwendig mache, wird auch in der Fachwelt zunehmend in Frage gestellt. Christoph Metz, Regionalberater von Demeter, betont, dass die “Haltung von behornten Tieren in Laufställen durch ein großzügiges Platzangebot erleichtert wird.” Grundsätzlich können Kühe ihr natürliches Bewegungsbedürfnis und ihr Sozialverhalten in Laufställen besser ausleben. Doch es kommt sehr darauf an, wie viel Platz die Tiere haben, wie Laufgänge, Liegebereich und Böden beschaffen sind. Wenn sich die Tiere gegenseitig aus dem Weg gehen können, verletzen sie sich auch nicht mehr.

Doch wo wirtschaftliche Zwänge herrschen, treten ökologische Überlegungen und Mensch-Tier-Beziehungen in den Hintergrund. Rationalisierungsmaßnahmen führten dazu, dass sich die Kuh nach den baulichen Gegebenheiten des Stalls auszurichten hat. Eine Kuh ohne Hörner kann dann mit nur noch sechs oder weniger Quadratmetern Platz auskommen. Tatsache ist aber auch, dass viele Landwirte heute ums Überleben kämpfen. Oft können sie nur noch mit mehreren Erwerbstätigkeiten sich und ihre Familien ernähren. Gunter Steinbach schreibt in der Publikation “Die Kuh braucht ihre Hörner” vom Arbeitskreis Hörner tragende Kühe, dass die Landwirte “taten, was ihnen ihre Standesvertreter, Verbände, Landwirtschaftsschulen, Landwirtschaftsämter, Genossenschaften, Kreditgeber und Zulieferer einstimmig rieten.” Verloren erst die Landwirte ihren Stolz, bevor sie den Kühen die Krone nahmen? Allgäuer Braunvieh ist ein Markenzeichen der Milchregion Allgäu. Der Westallgäuer Walter Heim (2004 verstorben) war die treibende Kraft im Widerstand gegen das Enthornen von Kühen. Die Natur hat immer recht, lautete sein Credo. Kühe, die wie Schafsböcke ausschauen, hat die Natur wohl nicht geplant.

Autorin: Edith Rayner - www.e-rayner.com/

Quelle des Artikels: http://www.readers-edition.de/2010/04/07/kuehe-mit-hoernern-bald-nur-noch-auf-postkarten/

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